[Aktive Innenstadt] Fwd: Übernachten mit Obdachlosen
Heiner Kockerbeck
heiner.kockerbeck at netcologne.de
Thu Dec 2 17:59:36 CET 2021
Liebe Genoss:innen,
vielleicht schaut ihr auch vorbei.
Grüße
Heiner
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Betreff: Übernachten mit Obdachlosen
Datum: Wed, 1 Dec 2021 23:47:02 +0100
Von: Rainer Kippe <r.kippe at icloud.com>
An: Judit Tari <ssm.raumvermietung at gmail.com>, SSM
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<koeln at kr-redaktion.de>, Gisela Brenner <gisher at web.de>, Dorothee
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<Martins_Post at web.de>, Franz Meurer <franz.meurer at erzbistum-koeln.de>
Übernachten mit Obdachlosen Solidaraktion mit AG Arsch huh und
prominenten Kölnern
Von Uli Kreikebaum
Dagmar, studierte Medizinerin, lebt nach einem Familiendrama und einem
mentalen Zusammenbruch seit dreieinhalb Jahren auf der Straße. In den
vergangenen Wochen sei sie mehrfach Opfer von Farbanschlägen geworden,
erzählt die 55-Jährige und zeigt auf ihre mit weißen Spritzern
besprenkelten Schuhe.
Farbattacken und sexueller Übergriff
Erst vorgestern wurde Dagmar auf einer Parkbank am Rheinufer von einem
sexuell übergriffigen Mann attackiert.
„Ich habe dem Täter in die Hand gebissen und bin weggerannt, um bei der
Polizei Anzeige zu erstatten“, sagt die Kölnerin, die froh ist, seit
Mittwochmorgen ein eigenes Zimmer mit Schlüssel und Wlan-Zugang zu
haben: Wie im vergangenen Winter hat der Kölner Verein Helping Hands mit
Hilfe von Spendengeldern das Youth Hostel in der Allerheiligenstraße in
der Nähe des Hauptbahnhofs angemietet. Bis Ende März finden dort 25
Obdachlose eine Bleibe.
Hohe Impfquote
„Viele der Menschen waren wie Dagmar schon im vergangenen Jahr da“, sagt
Nicole Freyaldenhoven, die die Aktion für den Verein mitorganisiert.
„Sie sind dankbar, ein warmes Zimmer zu haben und geschützt zu sein –
einige wollten unbedingt das gleiche Zimmer wie letztes Jahr, für sie
ist das ein bisschen wie nach Hause zu kommen.“ Am Mittwoch lassen sich
einige der Obdachlosen an der Überlebensstation Gulliver noch impfen,
bevor sie in ihre vorübergehende Bleibe einziehen. Die Impfquote im
Youth Hostel ist höher als im Durchschnitt in Deutschland: Nur drei der
25 Bewohner sind noch nicht geimpft.
Am Wochenende werden Dagmar und einige andere Obdachlose, die im Youth
Hostel untergekommen sind, am Bahnhofsvorplatz sein. „Helping Hands“ und
die Sozialistische Selbsthilfe Mülheim (SSM) laden alle interessierten
Kölnerinnen und Kölner ein, mit Obdachlosen eine oder mehrere Nächte auf
der Straße zu schlafen. „Obdachlose sind Menschen, die unter uns leben,
neben uns leben, mit uns leben – nur eben draußen“, sagt Rainer Kippe,
Mitveranstalter von der SSM. „Wenn wir eine Nacht mit ihnen draußen
verbringen und ihnen zuhören, wissen wir besser, über wen wir reden. Uns
geht es um Mitgefühl – und Veränderung.“
Die Veranstalter verbinden die als Kundgebung angemeldete Aktion über
drei Tage, bei der es ein offenes Mikrofon gibt, mit Forderungen an die
Stadt Köln: Abschließbare Einzelzimmer für alle Obdachlosen zählen dazu,
auch für obdachlose Paare, Drogensüchtige und Menschen mit Hunden; mehr
Streetworker gerade in den Abendstunden, ein städtisches
Sofortbauprogramm für Hundert Wohnungen – und schließlich ein Ende der
Obdachlosigkeit bis 2030. „Das sieht sowohl das EU-Parlament wie die
neue Ampel-Koalition in ihren Programmen vor“, sagt Kippe.
Wallraff und Becker übernachten draußen
In den vergangenen Jahren seien indes immer mehr Menschen obdachlos
geworden. Mehr als 7000 Menschen sind in Köln wohnungslos gemeldet, mehr
als 300 Menschen leben auf der Straße.
Zwischen Freitag und Montag wollen jeweils zahlreiche Kölnerinnen und
Kölner aus Solidarität auf dem Bahnhofsvorplatz schlafen, darunter
sollen auch der Undercover-Journalist Günter Wallraff und der
Kabarettist Jürgen Becker sein.
Die AG Arsch huh wird am Freitag, 3. Dezember, 19.30 Uhr, mit einer
neuen Version des Höhner-Songs „Alles verlore“ die Übernachtungsaktion
einläuten. Tommy Engel, Arno Steffen, Anke Schweitzer, Harry Alfter und
Kai Engel von Brings sowie andere Künstlerinnen und Künstler haben das
Lied neu eingespielt. Einige von ihnen werden am Freitag zu Spenden für
den Verein „Arche für Obdachlose“ aufrufen, der in Mülheim eine neue
Anlaufstelle für Obdachlose nach dem Vorbild des „Gulliver“ am
Hauptbahnhof aufbauen will.
Netzwerk mit der Immobilienwirtschaft
„Gerade in Mülheim hatten viele Obdachlose im Lockdown nicht mal die
Möglichkeit, aufs Klo zu gehen“, sagt Arsch-huh-Sprecher Hermann
Rheindorf. „Wir unterstützen die Aktion von Initiativen wie Helping
Hands und SSM auch, weil die Arche für Obdachlose neue Wege geht. Dass
Vertreter der Immobilienwirtschaft wie Konrad Adenauer sich auch dafür
engagieren, freut uns sehr.“
https://www.ksta.de/koeln/uebernachten-mit-obdachlosen--solidaraktion-mit-ag-arsch-huh-und-prominenten-koelnern-39179058
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